Kurze und noch kürzere Geschichten und Texte

Kurze und noch kürzere Geschichten und Texte

in Reim und Prosa

 


Der Dichter als Richter


Wir Dichter und Denker

wir spielen gern Henker:

Wir messen und richten 

mit schweren Gewichten,

wir schmeissen mit Torten

und töten mit Worten.

Wir sind oft verbissen

und glauben zu wissen, 

was falsch ist und richtig;

wir nehmen uns wichtig.

 

Drum denk dran o Dichter:

Vergiss nie als Richter,

dich selbst zu taxieren

und nichts zu kaschieren,

denn sonst wird dein Urteil

zum eigenen Fallbeil.

 


 

Die Welt der Zwerge erwacht


Zwei Zwerge mit knielangen Bärten

spazierten durch Wiesen und Gärten.

Da sagte der eine zum andern:

"Was soll dieses sinnlose Wandern, 

wir sollten mal endlich pausieren 

und unsere Forschung sistieren;

wir haben ja längstens bewiesen,

dass alle Geschichten von Riesen

nur Märchen und Legenden sind,

flüchtig und leicht wie der Wind.“

 

Da standen zwei Bäume im Grase,

dazwischen sass friedlich ein Hase.

"Wir lassen uns dort einmal nieder

und strecken die todmüden Glieder.“

Bald lagen die beiden und träumten,

dabei aber leider versäumten,

wie plötzlich die Bäume sich regten

und langsam sich vorwärts bewegten,

dann schliesslich auf magische Weise

verschwanden im Walde ganz leise.

 

Am Morgen, als beide erwachten

und über das Wunder nachdachten,

da sagte nach Langem der eine:

„Ich glaube, das waren zwei Beine,

denn Bäume, solang‘ sie bestehen,

konnten und können nicht gehen.“

Der andere nickte bedächtig

und sagte gerührt und andächtig:

„Auch wenn es nicht allen gefällt,

es gibt sie, die andere Welt …“

 




Der Absturz des fliegenden Dichters

 

Achtzig Jahre sind es her

stürzte er ins blaue Meer,

abgeschossen im Gefecht

legitim gemäss Kriegsrecht.

Dichter war er und Pilot,

durch und durch ein Patriot,

wusste um sein Hasardspiel,

das ihm durchaus auch gefiel,

als er über Marseille flog

und die Blicke auf sich zog.

Hoffte trotzdem leicht beklommen,

den Besatzern zu entkommen,

was ihm leider nicht gelang,

und die See ihn still verschlang.

Seither galt er als verschollen.

 

Wo man hätte suchen sollen,

wusste nur ein einz’ger Mann,

dem man’s nicht verübeln kann,

dass er fünfzig Jahre schwieg,

denn für ihn war es kein Sieg,

just den Mann getilgt zu haben,

dessen Bücher ihm viel gaben,

und der in der Schar der Flieger

als Poet galt, nicht als Krieger.

„Wenn gewusst ich hätte, wer

in dem Flugzeug sass“, sagt‘ er,

„hätte niemals ich geschossen

und sein Leben abgeschlossen!“

 

Saint-Exupérys Verschwinden

klärte sich erst mit dem Finden

seines Armbands mit Gravur.

Und sein Flugzeug fand man nur,

weil ein Taucher klug und stur

seiner inneren Stimme traute

und auf deren Weisheit baute.

(2021)

Horst Rippert († 2013) war der deutsche Pilot, der Antoine de Saint-Exupéry auf seinem Aufklärungsflug vom 31. Juli 1944 südlich von Marseille abschoss. Der Fischer Jean-Claude Antoine Bianco fand 1998 in seinem Netz das silberne Armband mit dem Namen von Saint-Exupérys und dessen Frau Consuelo. Luc Vanrell war der Taucher und Forscher, der Teile von Saint-Exupérys Flugzeug fand und nachweisen konnte, dass es sich um dessen Maschine handelte. Armband und Flugzeugteile sind heute ausgestellt im Musée de l’air et de l’espace in Le Bourget bei Paris.

 


 





Bärenmär

 

Tief im Walde sass ein Männchen

in der Hand ein Kaffeekännchen,

wollte just die Tasse füllen,

hört‘ es einen Bären brüllen.

 

Kleiner Mann, ich rate dir,

bleib ganz ruhig, denn das Tier

sitzt schon längstens hinter dir;

lass den Kaffee Kaffee sein,

weil sonst wird's dein letzter sein;

sei um Himmels willen stille,

akzeptier die bittre Pille!

 

Doch das Männlein war nicht dumm,

drehte sich ganz langsam um,

lachte sich den Rücken krumm.

 

Dem Getier war das zu viel

sodass es hintenüberfiel,

denn bisher war es doch so,

dass der Mensch vor ihm entfloh,

meist in Panik und nicht lachend,

eher in die Hose machend.

 

So geschah‘s, dass unser Bär

Reissaus nahm und ungefähr

fünfzehn Meilen westwärts rannte,

bis der Schlaf ihn übermannte.

 

Was verbildlicht jener Mann,

der dies‘ ulkig Mär ersann?

Länger lebt, wer lachen kann!

 





Das Märchen vom Prinzen


„Edler Prinz, wir sollten gehn

noch bevor die Winde wehn 

und es schrecklich stürmt und kracht

und die Pferde panisch macht.“

 

„Meine Liebste“, sprach der Edle,

„wenn ich mit der Peitsche wedle,

haben diese beiden Stuten

ohne Zögern sich zu sputen!“

 

Die Prinzessin, süss und putzig

wurde da doch etwas stutzig:

„Wo, mein Herr, ist Ihre Güte,

hegen Sie so Ihr Gestüte?“

 

Bass erstaunt und leicht cholerisch

rief der Prinz schon fast hysterisch:

„Sind doch beides Weiber nur,

s‘ist halt so in der Natur!“

 

Diese Worte machten klar,

wessen Geistes Kind er war.

Noch bevor der Mann begriff,

hörte er ‘nen schrillen Pfiff.

 

Stute kam, Frau sprang auf,

und schon floh’n im schnellen Lauf

die drei Weiber Richtung Schloss,

was den Prinzen arg verdross.

 




Trendwende in der amerikanischen UFO-Politik?

Der US-Luftwaffe war schon 1952 klar, dass die Herkunft der sogenannten UFOs (Unbekannte Fliegende Objekte) aus „Räumen ausserhalb unseres Planeten zu finden ist“. Aber innerhalb der Luftwaffe und der Geheimdienste entstanden zwei Blöcke: Block A war für eine Offenlegung der Erkenntnisse, dass die Erde Besuch aus dem Weltraum oder aus andern Dimensionen bekam. Block B befürchtete einerseits weltweite religiöse und politische Unruhen, wenn diese Erkenntnisse bekannt gegeben würden, anderseits hätte die USA (und auch Kanada) so nicht die Möglichkeit gehabt, im Geheimen Untersuchungen über diese Objekte zu machen, um sie nachzubauen. Das Ziel war logischerweise, einen militärischen Nutzen respektive Vorteil daraus zu ziehen. Der Hardliner-Block B setzte sich schliesslich durch. UFO-Sichtungen wurden (mit grossem Erfolg) systematisch geleugnet oder lächerlich gemacht. Über die damaligen Ereignisse berichtet das im Jahr 1954 erschienene Buch Der Weltraum rückt uns näher1 von Major Donald E. Keyhoe2

Mit dem „Nimitz-Vorfall“3 von 2004 scheint sich indes eine langsame Trendwende abzuzeichnen. Vielleicht setzt sich allmählich der Block A durch ... (2021)

Der Weltraum rückt uns näher, Berlin, Blanvalet-Verlag, 1954, Originaltitel Flying Saucers from Outer Space, Henry Holt and Company, New York, 1953

Donald Edward Keyhoe (* 20. Juni 1897; † 20. November 1988) war ein US-amerikanischer Marine-Corps-Angehöriger und Autor. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er als Major in der Flugausbildungsabteilung der Marine.

3 Offizielles Video der US-Regierung von einer UFO-Begegnung aus dem Jahr 2004, aufgenommen an Bord eines Navy-Kampfjets, der vom Atomflugzeugträger USS Nimitz aufgestigen war. 
.




Sternendichte


Sind die Einz‘gen wir im All? 

Ist der Mensch ein Einzelfall? 

Solche Fragen stellen sich

brave Leut‘ wie du und ich.

Allerdings, das muss ich sagen,

frag‘ ich mich bei diesen Fragen,

wie bei allem Wissen man

solche Fragen stellen kann,

denn im System unserer Sterne

finden sich schon gut und gerne

x-Milliarden der Planeten

sagen unsere Stern-Experten.

Auch die Vielfalt der Natur

weist auf diese Grundstruktur:

Wohin wir uns auch zubewegen

überall pulsiert das Leben.


Weshalb sollte dieser Fall

nicht auch gelten für das All?

Für die einen ist’s ein Wunschtraum,

für die andern wär’s ein Albtraum,

und für Dritte ist es gar

reine Logik und ganz klar.

Schon im Jahre sechzehnhundert

sagte einer* unverwundert:

„Die Erde ist kein Sonderfall,

Leben gibt’s im ganzen All!“

Doch statt Zuspruch und Applaus

machte Rom ihm den Garaus,

und nach üblicher Methode

kam im Feuer er zu Tode.

 

Viermal hundert Jahre später

merken auch die Kirchenväter,

dass des Ketzers Sicht der Welt

mehr als Fantasie darstellt.

Ja, der Klerus muss sich fragen,

wie’s dem Volke er will sagen,

dass die Lehre so nicht stimmt

und wir gar nicht einzig sind.

 

Soll’n wir jetzt auf Star-Trek-Weise

uns begeben auf die Reise,

um mit schlecht bewährten Mitteln

unsere Freundschaft zu vermitteln?

Gott sei Dank sind wir zurzeit

raumfahrttechnisch nicht bereit,

denn in Sachen Einigkeit

ist die Menschheit nicht so weit.

 

P. S.:

Niemand muss nach ihnen suchen,

da sie uns schon längst besuchen ... 

* Giordano Bruno, geboren 1548 in Nola (I) als Filippo Bruno; gestorben am 17. Februar 1600 in Rom, war Priester, Dichter, Philosoph und Astronom. Er wurde von der Inquisition der Ketzerei und Magie für schuldig befunden und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Im Jahr 2000 erklärte Papst Johannes II., die Hinrichtung sei auch aus kirchlicher Sicht als Unrecht zu betrachten.




Limericks

(Zur Erinnerung an den Schweizer Kabarettisten César Keiser, 1925–2007)

 

Ein Limerick ist ein kurzes, meist scherzhaftes Gedicht in fünf Zeilen mit dem Reimschema aabba, wobei die ersten beiden sowie der fünfte Satz länger sind, als die beiden Sätze dazwischen.

 

 

Hier einer meiner Favoriten unter Ces Keisers Limericks:

 

Da gab’s eine Dame aus Würenlos,
die hatte das Männerverführen los;
sie tat’s an den Ecken,
sie tat’s in Verstecken;
doch nie tat’s sie’s völlig gebührenlos.

 

 

Eigene Limericks:

 

Da sagte ein Mädchen aus Bern:

„Im Weltall, da wär ich ganz gern.“

Doch geht es mit Schnauf

den Berghang hinauf,

da ist ihm das Ziel schon zu fern.

 

 

Da gab‘s einen Ritter in Aachen,

der tötete lästige Drachen,

wobei ihm der letzte

den Kiefer zerfetzte.

Seither hat er nichts mehr zu lachen.

 

 

Da tanzte ein Mädchen aus Polen

in Schuhen mit zu dicken Sohlen.

Da knickte es ein

und brach sich ein Bein.

Jetzt hat man ihm Flip-Flops empfohlen.

 


Da gibt’s diese Yvonne aus Cham,

die ist alles andre als lahm.

Noch heut‘ ich verschmacht‘,

wenn sie fröhlich lacht.

Ich lieb‘ sie wie Glace mit Rahm.

 

 

Da gab‘s diesen Herrn aus der Waadt,

der ass nur gemischten Salat,

so blieb er schön schlank

und war auch nie krank,

doch starb er vom vielen Nitrat.

 

 

Da gab‘s einen Bauer in Zug,

der spannte sein Weib vor den Pflug

und sprach mit Betonung:

„Das Klima braucht Schonung,

wir sind ja schon stark im Verzug!“

 

 

‘Ne englische Lady in Kandersteg

ging einen sehr schwierigen Wanderweg.

Halb deutsch und halb britisch

rief sie: "It’s too kritisch,

ik glaube, I take eine ander Weg.“

 

 

Da gab es ein Mädchen in Schüpfen,

das wollte nicht gehen, nur hüpfen.

Der Doktor sprach’s Machtwort:

„Das Kind soll ab sofort

das Hüpfen mit Korbball verknüpfen!“

 

 

Da gab‘s eine Dame in Treiten,

die glotzte ins Handy beim Reiten.

Da scheute die Stute,

und schon flog die Gute.

Nun sieht man im Rollstuhl sie gleiten.

 

 

Da rief ein Matrose im Ruderhaus:

„Hey Käpten, sieh mal zum Fenster raus!“

Schon krachte das Schiff

mit Wucht in das Riff,

und weg war der Kutter mit Mann und Maus.



Da gab‘s einen Herrn in Luzern,
der reiste fast täglich nach Bern.
Befragt nach dem Zweck
bekannte er keck:
Ich habe halt Bern einfach gern!


Da gab‘s einen Forscher in Bollen,
der züchtete fleischfressende Knollen.
Man hört heut' so sagen,
seit rund dreissig Tagen
sei er und sein Kater verschollen ...


Da gab's einen Herrn in Saas Fee,

der trank wie so oft ein Glas Tee;

da schrie seine Frau:

Du bist nicht ganz schlau,

Tee trinkt man doch aus der Tassé!

 

  

Da fragte ein Vampir in Nice

ein Mädchen: "Mmm, you want a kiss?"

"Oh ja", sprach die Kleine,

"ich bin ganz die Deine!"

Doch hatte sie Schiss vor dem Biss.



*



Einfach ein Märchen

 

Stille wars im dunklen Walde

neben einer Abfallhalde,

als ein Zwerg und eine Fee

trafen sich auf einen Tee.

„Hab im Abfall was gefunden“,

sprach der Zwerg und war entschwunden.

Keine drei Sekunden später

kam zurück er aus dem Äther,

hatte ein Stück Gold dabei.

Und die Fee ganz sorgenfrei,

schnappte sich das Gold im Nu,

flog geschwind dem Walde zu.

 

Doch der Zwerg, der war nicht lahm,

als die Fee nach Hause kam,

sah sie ihn am Tische sitzen

Eistee trinkend und am Schwitzen.

„Hast den Falschen auserkoren,

da als Renn-Zwerg ich geboren;

fliege rasch an einen Ort,

du wirst sehn, ich bin schon dort!“

„Also dann“, sprach da die Fee,

„flieg‘ ich gleich zum Schwanensee.“

Weg war schon die blonde Holde –

selbstverständlich mit dem Golde.

Weg war auch der Zwerg, der schnelle,

flink war er, doch nicht ganz helle,

wartet er noch heut in spe

auf die Fee am Schwanensee.

 




Ein und Alles

 

Wir, die wir ein Ganzes sind,

– jeder Mensch ein Sternenkind

Ausdruck einer Schöpferkraft –

wähnen uns ganz laienhaft,

abgetrennt von jedem andern

einsam durch die Welt zu wandern.

 

Dieser Irrtum lässt uns neiden,

hassen, kämpfen, lügen, leiden,

massenweise Leute killen,

vielfach auch des Glaubens willen.

 

Doch die Welt ist nicht geteilt,

sondern nur in Form gestylt.

Blickt man nämlich tief hinein,

in des Mikrokosmos‘ Hain

sieht das Auge lupenrein:

Alles Feste ist nur Schein,

und das Bett, in dem man pennt,

ist von einem nicht getrennt.

Diktatoren, Mörder, Kuhmist

sind uns näher, als uns lieb ist.

Man beachte hier die Feinheit:

S‘ist die Vielfalt in der Einheit.

 

Alle sind wir Ein und Alles,

Teil des blauen Erdenballes,

sind vernetzt mit allem Sein,

jedem Bein und jedem Stein,

selbst mit einem Apfelkern

bis hinauf zu jedem Stern.

 




Spiegelbild

 

Ohne unsere Menschheitsgschicht‘

wär die Welt im Gleichgewicht.

Doch die Wesen auf zwei Beinen

sind mit sich nicht ganz im Reinen.

Alle Menschen, wie ich auch,

machen Fehler, machen Rauch.

Doch ein Urteil abzugeben,

wer muss sterben, wer darf leben,

ist trotz allen Grundbegriffen

gelegentlich zu kurz gegriffen.

 

Wisst ihr noch: der Präsi Trump –

auch bekannt als Mister Plump?

Hat viel Schaden angerichtet,

anderseits sei hier gedichtet,

dass er uns durch sein Verhalten

hat den Spiegel vorgehalten.

Er bewies, dass jederzeit

eitle Hirten sind bereit,

ihre Herde zu bezirzen,

in den Abgrund sich zu stürzen.

 

Millions liebten seine Thesen,

wären auch bereit gewesen,

das zu tun, was er befiehlt,

was ich nicht für möglich hielt.





Mars macht steril


Da gibt es ganz Gescheite, die wollen unbedingt den Mars kolonisieren, um – nach ihren eigenen Angaben – "die Menschheit zu retten" wie etwa der US-Milliardär Elon Musk (Tesla). Eine Million Menschen will er zum Wüstenplaneten bringen. Ein anderer Milliardär, Jeff Bezos (Amazon), hat ein ähnliches Ziel, nämlich die Aussiedlung von Menschen auf riesige zylinderförmige Kolonien in Erdnähe.

Bleiben wir mal beim Mars. Weshalb dieses Ziel?

- Weil man dort so viel Platz hat?

- Weil es dort so schön ruhig ist?

- Weil es dort keine Autos und Atombomben hat?

- Und es keinen gefährlichen Klimawandel gibt?

- Oder einfach nur, weil dort alles neu ist?

Reichen diese Gründe, um einen Planeten zu verlassen, der Wälder, Wiesen, Meere und eine Atmosphäre hat, in der man frei atmen kann? Lohnt es sich, auf einen Planeten zu ziehen, der nur aus Wüste, Felsen und Steinen besteht? Wo kein einziger Grashalm wächst und kein einziger Vogel umherfliegt; wo man wegen der dünnen Atmosphäre nur mit Schutzkleidung, Helm und Lufttanks aus dem „Haus“ gehen kann; wo aus dem gleichen Grund fast alle Meteoriten ohne Verglühen auf die Oberfläche stürzen; wo man kaum Spaziergänge machen kann, weil die extrem hohen kosmischen Strahlungen dies einfach nicht zulassen; wo die mittlere Temperatur bei rund –60° Celsius liegt (Erde: +14° C), mit Temperaturschwankungen von bis zu 100 Grad Celsius.

Der Ticketpreis für einen sieben- bis neunmonatigen Flug zum Mars würde heute noch im mehrstelligen Millionenbereich liegen*. Um auf dem Roten Planeten eine Infrastruktur aufzubauen, die ein dortiges Verweilen überhaupt möglich macht, werden Hunderte Milliarden Dollar in den Marssand gesetzt werden müssen. Elon Musk gibt allein den Startpreis für eine Falcon-Heavy-Rakete für eine Marsmission mit 150 Millionen US-Dollar an. Drei solcher Raketen sind bisher (Anfang 2021) in anderer Mission gestartet. Die Entwicklungskosten für die Rakete bis zu diesem Zeitpunkt schätzt Elon Musk auf über 500 Millionen Dollar.

Die Milliardäre scheinen die Erde bereits aufgegeben zu haben, wenn sie solche Ziele anpeilen und ihr Geld in das All schiessen. Anderseits könnte man dies auch als Verrat am Planeten Erde bezeichnen und als Startschuss für die geistige und physische Verschmutzung des gesamten Sonnensystems. Denn eines ist ganz sicher: Wenn wir die Probleme auf der Erde nicht lösen können und auf andere Planeten ausweichen, nehmen wir die Probleme einfach mit.

Dabei wären wir fähig, unsere Aufgaben zu lösen. Beispiel Übervölkerung: Es ist bekannt, dass sich das Wachstum der Erdbevölkerung seit Ende der 1960er Jahre verlangsamt. Ende dieses Jahrhunderts wird sich das Wachstum in einen leichten Rückgang verwandelt haben, der an Kraft gewinnen wird. Zum Klimawandel: Dieser wird zweifelsohne grosse und sehr unangenehme Auswirkungen auf den Planeten und seine Bewohner/innen haben. Aber das Klima wird sich wieder einpendeln – auch mit Hilfe des menschlichen Ideenreichtums. Wenn das beispielsweise innerhalb von zweihundert Jahren passiert, ist das erdzeitlich ein Klacks.

Zurück zum Geld: Der Startpreis für eine Falcon-Heavy-Rakete beträgt wie gesagt 150 Millionen US-Dollar, was Anfang 2021 einer Summe von rund 137 Millionen Schweizer Franken entsprach. Und nun sehen wir uns mal die Kosten für echte Rettungsmassnahmen beispielsweise in Kamerun an. Dort geht es unter anderem darum, den Kindern Nahrung, ein Zuhause sowie eine Schulbildung zu verschaffen, die dazu beiträgt, das afrikanische Land ökonomisch und politisch zu stabilisieren, die Geburtenrate zu senken und die Menschen besser gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Zum Beispiel so:

(Angaben der Kosten in CHF gemäss dem privaten Schweizer Hilfswerk Ashia in Kamerun)

Mahlzeit pro Person: 0,50

Sack Hirse à 100 kg: saisonal zwischen 15 und 40.– 

Monatslohn für eine staatlichen Primar-Lehrperson: 205.– 

Schulgeld pro Jahr/Kind öffentliche Primarschule: 20.–

Schulgeld pro Jahr/Kind öffentliche Sekundarschule: 140.–

Schulbank aus Holz für drei Kinder, inkl. Transport: 25.– bis 30.–

Brunnenbau mit 50–60 Meter tiefer Bohrung durch Handarbeit: 2500.–

Einfaches Zweizimmer-Häuschen à 32 m2 inkl. ein Stück Land à 2500 m2: 3085.–

Schulaus mit zwei Klassenzimmern à 30 m2: 10 000.–.


«Was ich mache, muss einen Nutzen für die Welt haben», sagte Elon Musk gegenüber dem amerikanischen Fernsehsender PBS zu seinen Vorhaben. Und Jeff Bezos philosophierte: «Verbessert meine Mission die Welt? Bin ich mir sicher? Ich versuche ständig, diese Sicherheit zu widerlegen. Sollte mir dies gelingen, werde ich meine Mission ändern.»

Ich bin der Meinung, dass beide ihre Mission sofort ändern sollten.

(2021)

*28 Millionen Dollar war ein Milliardär bereit zu bezahlen für einen zehnminütigen Weltall-Trip mit Jeff Bezos am 20. Juli 2021, bekam jedoch in letzter Minute kalte Füsse und stieg aus.

 



Aussichtslose Flucht

 

Zum Mars die Menschen möchten fliehn,

um sich der Krisen zu entziehn,

meinen, einen Ort zu finden,

wo die Sorgen all entschwinden.

 

Was der Mensch indes vertritt,

nimmt er auf die Reise mit.

Einmal auf dem Mars gelandet,

ist mit ihm der Zwist gestrandet.

Jeder wird sein Fähnlein stecken

und den Sand mit Müll verdrecken.

 

Besser als der Mensch auf Erden

kann der Mars-Mensch auch nicht werden.

 




Verliebter Träumer

 

Und wär ich auch der Herr der Ringe,

hätt‘ gar ein Schwert mit goldner Klinge,

die ganze Welt könnt‘ ich bezwingen,

selbst Feen würden für mich singen.

 

Doch niemals würd‘ es mir gelingen,

deine Liebe zu erzwingen.

Was wäre auch die Liebe wert,

wär sie erzwungen mit dem Schwert?

 

Und wenn du einmal Sehnsucht hast

nach meiner Wärme, sei mein Gast!

Ich bin ja nicht der Herr der Ringe,

mach nur aus Träumen Wörterdinge.

(1983)

 




Anscheinbar nötig

Anscheinend ist es nicht nur scheinbar so, dass die Nuance zwischen „anscheinend“ und „scheinbar“ verloren geht. Zumindest solchen, die sich mit der Sprache auf irgendeine Weise beschäftigen, fällt nämlich auf, dass heute das Wort „scheinbar“ immer mehr dann verwendet wird, wenn eigentlich „anscheinend“ gemeint ist. Beispiele schaffen Klarheit: 

Das Flugzeug ist abgestürzt. Ein klarer Fall. Man hat die zerschellte Maschine gefunden oder auch Teile davon.

Das Flugzeug ist anscheinend abgestürzt. Der Fall ist nicht klar; es ist eine starke Vermutung. Das Flugzeug ist zwar vom Radar verschwunden, und die Piloten reagieren nicht mehr auf Funksprüche. Ob es wirklich abgestürzt ist, weiss man nicht. Es könnte auch entführt worden sein und sich noch in der Luft befinden oder in einem unbekannten Land gelandet sein.

Das Flugzeug ist (nur) scheinbar abgestürzt. Klarer Fall. Die Maschine ist gar nicht abgestürzt. Vielleicht gibt es Gerüchte von einem Absturz, aber die sind beispielsweise aus politischen Gründen gestreut worden.

Allem Anschein nach ist es so, dass das Wort „anscheinend“ gar nicht mehr existiert. Das stimmt nicht, denn die Nuance zwischen „anscheinend“ und „scheinbar“ findet sich nach wie vor (mit Recht) im Duden. Dies erweckt allerdings den Schein, als würde die Schwierigkeit dieses anscheinend schwer zu verstehenden Unterschieds gar nicht bestehen. Leider ist das nur scheinbar so. Man könnte auch sagen: Da ist mehr Schein als Sein. Die Schwierigkeit ist nicht nur anscheinend vorhanden. Und deshalb scheint mir eine Fusion der Wörter „anscheinend“ und „scheinbar“ zu „anscheinbar“ logisch und zweckmässig. 

Wenn Sie diesen (ironischen) Text verstanden haben, dann sind Sie anscheinbar sprachlich begabt. Gratuliere!




Parma-Karma

Hab gestern Schinken gegessen –

fühl mich heute sauschlecht.

 

 

Neulich beim Mittagessen

„Ich bin gerührt“, sagte der Salat.

 

  

Pleonasmus?

Ein schwarzer Rabe flog vorbei; es war kein Albino.

 

  

Krümel

Die sterblichen Überreste des B. Rot

 

  

Autofahrermotto

Man tutet, was man kann 



Poetisch

Jetzt fühle ich mich wieder Frisch, sagte Max.





Neko-do. Der Weg der Katze

Eigentlich ging es Neko, dem grau-braun getigerten Kater, super. Er gehörte einer jungen, feinfühligen Frau, die ihn jeden Abend, wenn sie von der Arbeit nach Hause kam, so richtig verwöhnte. Ihr Freund war meist bis Mitternacht oder länger ausser Haus – er arbeitete im Gaststättengewerbe –, und so verbrachte die junge Schöne, Elgin mit Namen, ihre Abende fast immer zusammen mit der Katze, die dadurch gewissermassen in die Rolle des temporären Ersatzfreundes geschlüpft war.

Neko genoss Elgins Liebkosungen in vollen Zügen. Besonders mochte er, wenn sie ihn zu sich ins riesige Bett nahm, ihm am Hals kraulte und er in den Armen seiner Herrin einschlafen durfte. Allerdings nur solange, bis der zweibeinige Nebenbuhler heimkehrte und ihm seinen Platz stahl. Dann zog er es jeweils vor, mit nach hinten gelegten Ohren das Schlafzimmer zu verlassen, um sich in eine Schmollecke zurückzuziehen.

Tagsüber, wenn Elgin nicht zu Hause war und der Andere schlief, schlich er den künstlichen Teich entlang, ärgerte Enten und Rebhühner oder legte sich, wenn es für Spaziergänge zu warm war, unter die Stachelbeersträucher oder Rhabarberblätter im Garten und wartete auf eine Gespielin. Körperlich fühlte sich Neko in Topform. Immerhin war er einer der wenigen nicht kastrierten Kater im Städtchen. Auch mit lästigen Zecken hatte er keinen Stress. Frauchen hatte ihm ein Zeckenband angelegt, das ihm die unerwünschten Parasiten buchstäblich vom Halse hielt.

So ging es eine Weile, bis sich eines Tages gewisse Veränderungen in Nekos Verhalten ankündigten. Trotz herrlicher Wohnlage und jedem Komfort, trotz psychischer und physischer Bestverfassung wurde Neko zusehends eigenwilliger. Mit einem Mal wies er die Zärtlichkeiten Elgins zurück, ging ihr aus dem Weg, verkroch sich in unerreichbare Schlupfwinkel: Neko hatte sein entfremdetes Leben satt. Er hatte genug vom gestreichelt werden und obligaten Schnurren, von der Schelte, die er erhielt, wenn er eine im Garten erwischte Maus durch die Wohnung jagte, anstatt sich mit der seltsam riechenden Gummimaus – einem Weihnachtsgeschenk – zu beschäftigen. Und dann hing ihm das Büchsenfleisch zum Hals heraus, auch wenn ihm Elgin stets die marktneusten Katzenmenüs vorsetzte, da sie streng auf ausgewogene Nahrung achtete. Neko fühlte sich auch von bestimmten Leuten, sogenannten Werbeleuten, verschaukelt, die verlogene Slogans kreiert hatten wie „Katzen würden Whiskas kaufen“ und mit solch fellsträubenden Behauptungen einen riesigen Wirtschaftszweig aufgebaut hatten, der ihm und seinen Artgenossen die echten Fressgewohnheiten zerstörte.

Neko erinnerte sich an seine eigentliche Aufgaben und begann, nach dem Sinn seines Daseins zu suchen. Es folgten innere Reisen, die sich äusserlich dadurch zeigten, dass er neben dem vollen Futtertopf vorbeitatzte, ohne diesen zu bemerken. Elgin versuchte alles Mögliche, um ihn zum Essen zu bewegen. Zuerst setzte sie ihm Abfallfleisch aus der Metzgerei vor, für das zu erhalten er sich früher sogar mit dem Hund von nebenan vertragen hätte. Als dies nicht den gewünschten Erfolg brachte, kaufte sie immer feineres und teureres Frischfleisch. Schliesslich lockte sie ihn mit Kaviar. Aber selbst diese Exklusivität liess Neko im goldumrandeten Porzellanteller stehen. Er nahm nur etwas Wasser zu sich.

Langsam wurde Neko dünn und kraftlos. Seine Meditationen wurden als unerklärliches Dahinsiechen verstanden. Die Tierärztin versuchte es mit Tabletten, Elgin mit Streicheln. Es kam der Tag, an dem er von allen aufgegeben wurde. Elgin war so traurig, dass sie nicht mehr arbeiten ging.

Dem Kater aber ging es innerlich ausgezeichnet. Er hatte einen Plan, wie er wieder zu sich selbst und zu seinem ursprünglichen Katzenleben zurückfinden würde. Dabei war er sich bewusst, dass dies den Bruch mit allem Gewesenen, das Loslassen von allen Bindungen, früheren Gewohnheiten und Bequemlichkeiten bedeutete. Dass diese Trennung sanft vor sich gehen musste und nicht von einem Tag auf den andern, war ihm ebenso klar. Er wollte Elgin nicht mit einer schlechten Erinnerung an ihn zurücklassen, die ihn doch stets aufs Innigste geliebt hatte und es immer noch tat. Deshalb blieb er mit jedem Tag etwas länger ausser Haus. 

Schliesslich, eines Morgens, verliess er Elgin endgültig. Zum letzten Mal sprang er vom weichen Korkboden in der Küche auf den Tisch, auf dem – wie meistens am Morgen – eine offene Flasche Wein und ein mit Stummeln gefüllter stinkender Aschenbecher standen. Von dort öffnete er mit seiner geübten Pfote das angelehnte Fenster, das zum Garten führte, und zwängte sich hinaus. Noch einmal trottete er den vertrauten Gartenbeeten entlang, zwinkerte einer Mieze zu, kroch unter dem nach Altöl riechenden Holzzaun hindurch und verschwand in Richtung Wald.

Für Neko begann ein neuer Lebensabschnitt. Es war niemand mehr da, der ihn bediente wie eine altägyptische Königskatze, und das Kuscheln im französischen Bett war passé. Seine neue Schlafstelle war der Waldboden, eine Baumhöhle, eine Scheunenecke oder was sich eben gerade bot. Und da die Nahrung nicht mehr im Porzellanteller vor ihm lag, musste sie herangeschafft, das heisst erkämpft werden. Neko hatte seinen Platz im Kreislauf der Natur wiedergefunden.

Am Anfang gelang ihm dies mehr schlecht als recht. Bei Regen und Kälte draussen zu übernachten, war eine gewaltige Umstellung für ihn. Kein Wunder, dass das weiche, warme Bett und die zärtliche Elgin viele Nächte lang in seinen Träumen lockend umherschwebten. Schwierig war es auch, sich einen neuen, der Natur angepassten Schlaf- und Essrhythmus anzugewöhnen, war er doch auf das menschliche Zeitgefühl eingestimmt. So hatte er noch lange regelmässig um Mittag das Gefühl, es sei unumgänglich, jetzt etwas zu essen, und nachts hatte er jeweils das Bedürfnis, in einer plüsch-heimeligen Umgebung mit smooth-jazziger Musik im Hintergrund einzuschlafen.

Die tägliche Nahrungssuche erwies sich als megamühsam. Fette, schmackhafte Mäuse gab es zwar zuhauf, und an Schnelligkeit und Gewandtheit fehlte es ihm auch nicht. Aber er hatte eine wichtige Voraussetzung für die Jagd in seiner vermenschlichten Jugendzeit fast völlig verlernt: die Geduld. Wollte er überleben, dann musste er sich in Ausdauer üben. Bei jedem Hundewetter vor einem Mauseloch oder auf kalten Steinen auszuharren, um im richtigen Moment sämtliche Kräfte für den Sprung auf die Beute einzusetzen, war nicht seine Stärke. Als verwöhnte Hauskatze hatte sich Neko ja nie um etwas kümmern müssen. Und damit hatte ihm auch die Motivation gefehlt, ein eigenes Leben zu führen oder sich überhaupt Gedanken über sein Dasein zu machen. Alles war so selbstverständlich, aber mit der Zeit eben auch stinklangweilig gewesen.

Hingegen hatte er etwas anderes gefunden: seine Bestimmung und das Bewusstsein, als Teil der Natur den wiederentdeckten Weg des Katzendaseins gehen zu können, frei zu sein von artfremden Gewohnheiten wie Büchsenfleisch zu essen, in ein rechteckiges Kistchen zu kacken und sich hegen und pflegen zu lassen wie ein Zuckerpüppchen. Das gab im genügend Kraft und Energie, die Vision des wahren Katzenlebens allen Schwierigkeiten und Rückschlägen zum Trotz umzusetzen.

Heute lebt Neko frei von scheinechten Bedürfnissen, leicht wie eine Daunenfeder im Wind. In Wäldern und Hecken, auf Wiesen und Äckern hat er das gefunden, was sein Inneres von ihm verlangt hatte: Am frühen Morgen durch das vom Tau beträufelte Gras zu streichen, zwischen Schafgarben und leuchtenden Löwenzahnblumen hindurch und dem dunklen Wald entlang zum plätschernden Bächlein, wo Frösche nach allen Seiten davonhüpfen und Wasseramseln erschrocken über den ungewöhnlichen Besuch in das schützende Geäst einer nahen Tanne fliehen. Oder sich im warmen Laub am Waldrand niederzulegen, nicht um auf Beute zu lauern, sondern einfach, um diese neue Welt zu erforschen, sie zu fühlen, zu riechen und zu hören; zu entdecken, dass der Boden unzählige Lebewesen beherbergt wie der Nachthimmel Milliarden von Sternen. Kurz: an allen Geheimnissen des Lebens teilzuhaben, die ihm jahrelang verborgen geblieben waren.

Oft liegt Neko schon zu früher Stunde irgendwo am Fuss eines alten Baumes und denkt über all diese Dinge nach. Aber er lässt seinen Geist auch immer wieder voller Liebe zu Elgin wandern, um ihr in Gedanken mitzuteilen, dass er glücklich sei und dass sie ihm sein Handeln verzeihen möge.  

 



Flieg!

 

Und wieder

sucht ein Führer

sein Heil

im nicht Lösung bietenden 

Krieg

 

Und wieder

sucht eine Nation

ihren Halt

im nicht Frieden bringenden

Sieg

 

Und wieder

sucht eine Taube

ihr Ziel

im nie enden dürfenden

Flug

 

Flieg, weisse Taube, flieg!

(Entstanden anlässlich des bevorstehenden Irakkriegs im Jahr 2003, aber leider immer wieder aktuell - siehe Ukrainekrieg, 2022)

 


Verschwörung auf dem Mond

Tut mir leid, liebe Freunde von der Verschwörungs-GmbH, die Amis waren tatsächlich auf dem Mond, kein Fake, auch wenn es einige vermeintliche Fakten gibt, die auf eine Inszenierung auf irdischem Boden hinweisen könnten. Ich muss fast sagen: Leider waren sie dort oben, denn es war viel zu früh. Wir Menschen sind geistig noch nicht viel weiter als die Höhlenbewohner, und trotzdem werden Reiche und Superreiche schon bald auf dem Mond herumtrampeln und mit Fähnchen jeden Quadratmeter markieren wie Hunde jedes Bäumchen und jede Hausecke – wie wir Menschen es doch immer wieder schaffen, uns lächerlich zu machen ... –, bald auch auf dem Mars, während sich Wissenschaftler auf der Erde noch immer mit der grossen Frage beschäftigen, ob Kaffee fürs Herz gesund ist oder nicht. Aber wahrscheinlich sind gewisse Studien zu diesem Thema entsprechend gesponsort, was eher nach Verschwörung riecht als die Geschichte der Mondlandung.




Der Regenbogenschatz

Einst hörte ich von der Sage, wonach dort, wo ein Regenbogen den Boden berührt, ein Schatz begraben sei. Das machte mich neugierig, und Geld hätte ich sowieso gebrauchen können. Also wartete ich ungeduldig auf einen Regenbogen, um das versteckte Vermögen zu heben. 

Der Sommer hatte schon begonnen, seine Koffern zu packen, die Tage machten sich dünner, und die Chance, dass am Himmel noch ein Regenbogen erscheinen würde, wurde immer kleiner. Doch eines Tages, gegen Mittag, erhob sich ein gewaltiges Gewitter. Es toste und krachte, als ob mich alle Kräfte dieses Planeten daran hindern wollten, meinen Plan umzusetzen. Doch auf einmal war's still, eine unheimliche Ruhe umgab mich, die Vögel schwiegen, und da: Am aufgerissenen Himmel zeigte sich ein Regenbogen!

Ich sprang in die Stiefel, packte die bereitstehende Schaufel und fegte aus dem Haus. Die Erde war vom wolkenbruchartigen Regen aufgeweicht. Als ich einen frisch gepflügten Acker überqueren wollte, blieben meine Stiefel stecken, versanken wie Rosinen im Tortenteig. Die Schlammschlacht war aber weitaus angenehmer als der Kampf mit der Distanz. Je näher ich mich nämlich an den Regenbogen herangekommen glaubte, desto weiter schien er sich von mir zu entfernen. Mir wurde bald bewusst, dass es aussichtslos war, jemals das Ende der farbigen Himmelsbrücke zu erreichen. Doch da meldetet sich eine Stimme in mir: "Mach weiter, sei tapfer und lass dich nicht von scheinbaren Räumen beirren. Du schaffst es ...!"

Ich nahm mir die Worte zu Herzen und stampfte mit nackten Füssen vorwärts. Da zeigte sich noch ein anderer seltsamer Effekt: Je weiter ich ging, desto fremdartiger wurde die Gegend. Seltsame Pflanzen und Tiere begegneten mir, ungewohnte Düfte kamen mir entgegen. Kälte und Wärme wechselten sich ab, alles veränderte sich fortwährend, nur der Regenbogen lockte stets mit derselben Anmut. Es war mir, als ob ich schon seit Jahrhunderten unterwegs wäre.

Langsam aber sicher liessen meine Kräfte nach. Schliesslich versagten die Beine. Ich konnte nicht mehr weiter, selbst wenn ich gewollt hätte. Ich setzte mich auf einen Stein und schaute zum Himmel. Der Regenbogen war verschwunden. Stattdessen schwebte etwas Leuchtendes über mir. Ich wurde von einem Streifen farbiger Strahlen geblendet, von Farben, wie sie auch Regenbogen haben: violett, blau, grün, gelb, orange, rot ... Da dämmerte es mir. Ich sass genau am Ende des gejagten Regenbogens. Der Farbenbündel über mir war nichts anderes als die Ansicht des Bogens von innen. Ich sass mitten im Regenbogen!

Die verloren geglaubten Kräfte kamen augenblicklich zurück. Der Schatz musste unter dem Stein liegen, auf dem ich sass. Ich rollte den schweren Klotz beiseite und begann wie ein Totengräber zu schaufeln, der pro Tiefenmeter bezahlt wird. Ich grub und grub, und jedes Mal, wenn die Schaufel ächzend auf einen harten Gegenstand stiess, musste ich entmutigend feststellen, dass ich nur einen weiteren Stein freigelegt hatte. Je tiefer ich ins Erdreich vordrang, desto grösser musste ich die Grube machen, damit ich noch Platz hatte, mich und die Schaufel darin bewegen zu können. So ging es eine Weile.

Ich stand bereits bis zu den Schultern unter Boden. Um mich herum türmten sich Haufen von Erde und Steinen. Da gab die Schaufel plötzlich einen andern Ton von sich, als bisher, wenn sie auf einen Widerstand gestossen war. Mit der Schaufelspitze kratzte ich auf dem unbekannten Objekt herum. Kein Zweifel. Es war Metall! Da wusste ich, dass ich den Schatz gefunden hatte.

Nun packte mich das Schatzsucherfieber voll und ganz. Ich grub mit den Händen weiter. Und dann hatte ich den Hort aus seinem Grab befreit. Vor mir lag eine rostige Metalltruhe mit Gold, Silber, wertvolle Münzen, Schmuck?

Nur noch drei rostige Schnallen gab es aufzusprengen, dann sollte alles mir gehören. Ein paar Schläge mit der Schaufel genügten, um sie von ihren Halterungen abzubrechen. Aber die Schatztruhe liess sich noch nicht öffnen. Der Rost hielt Deckel und Kasten fest zusammen. Erst als ich die Schaufel als Brecheisen benützte, sprang die Truhe auf ...

Die Kiste war bis auf einen Brief leer – einen an mich adressierten Brief?!

Ich riss den Umschlag zitternd auf und las:

Sehr geehrter Herr Grossenbacher,

es schien uns wichtig, dass Sie diesen Brief nicht übersehen. Deshalb haben wir ihn mit einem unserer Regenbogen angekündigt.

Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie, geehrter Herr Grossenbacher, wohnhaft in L... berechtigt sind, an unserem Herbstgewinnspiel mit einer Gewinnsumme von 150 000 Euro teilzunehmen. Wenn Sie beiliegende Gewinn-Checkkarte bis 5. Oktober einsenden, können Sie 30 000 Euro in bar oder einen der 199 Zusatzpreise im Gesamtwert von 50 000 Franken gewinnen. Wenn Sie Ihre Gewinn-Checkkarte sogar noch heute einsenden, nehmen Sie automatisch an der Super-Preisverlosung von 50 000 Franken teil! Ausserdem erwartet Sie, lieber Herr Grossenbacher ...

 



Voll leer

Leere ist Fülle

ist alles und nichts

ist Stille




Der Taktstock

Ein Dirigent vom Lande entdeckte in einem Trödlerladen in der Stadt einen wunderschönen Taktstock. Den muss ich haben, dachte er bei sich und bezahlte für den Stab, der mit seltsamen Zeichen goldverziert war, einen stolzen Preis. 

Am folgenden Mittwochabend, bei der nächsten Musikprobe mit dem gemischten Chor von Gross- und Kleinbrumigen, passierte es: Als der Dirigent mit dem Stock dreimal auf den Notenständer tippte, um die Aufmerksamkeit der Sängerinnen und Sänger zu erheischen, machte es „plopp!“, und der gemischte Chor, bestehend aus rotbackigen Frauen und grimmig dreinschauenden Männern, war  verschwunden. Nachdem sich der Dirigent vom ersten Schock erholt hatte, versuchte er mehrmals mit dreimaligem Klopfen auf den Notenständer, den Chor zurückzuzaubern. Doch es geschah nichts dergleichen. Bedrückt warf er den Taktstock in den nächsten Abfallcontainer. Kurze Zeit später zog er diskret in ein anderes Dorf.

Vom gemischten Chor von Gross- und Kleinbrumigen hat man nie wieder etwas gehört.

 



*




Aus dem Logbuch von Käpten Klein

 

 

 

Der singende Fischer


Käpten Klein, ein Mann vom Land

war von klein auf gern am Strand,

blickte sehnsuchtsvoll hinaus,

wollte mit den Fischern raus.

Doch daheim im Elternhaus

sagte man ihm freiheraus,

dass als Schreibkraft man ihn sehe

und sein Sinnen nicht verstehe.

 

Bert, der Jüngling, am Verblassen

wollte gleich das Haus verlassen

und als Fischer Geld verdienen,

statt der Bürowelt zu dienen.

Da besann der Vater sich,

sagte laut, fast ärgerlich:

„Nun, wenn’s so ist, junger Mann

werde Fischer, doch bis dann

lerne mal ein Boot zu bauen,

dann kannst du ja weiterschauen.“

 

Bert, noch etwas flau im Magen,

liess sich das nicht zweimal sagen,

sprach bei einem Werftchef vor,

der ihn sogleich auserkor.

Ein paar Jahre später schon

baute er mit Perfektion

seinen eigenen Fischerkahn

ganz nach seinem Zukunftsplan.

 

Nach bestandner Probefahrt

liess der Mann mit schwarzem Bart

endlich sich als Fischer nieder,

lernte ein paar Seemannslieder

und sang fischend sich durchs Leben,

ohne gross nach Geld zu streben,

machte immer grossen Fang,

's lag wahrscheinlich am Gesang ...





Sehnsuchtsschaum

 

Käpten Klein stand auf der Brücke, 

sah im Eismeer eine Lücke.

"Nun denn, Männer", sagt' er bloss, 

"Segel setzen und dann los!"

Langsam, sicher und gelassen 

glitt das Schiff durch weisse Massen 

und erreichte ohne Panne 

bald den Rand der Badewanne. 

 

Noch beglückt vom feuchten Traum 

lag der Käpten tief im Schaum, 

bis er fror und sich besann, 

dass die Sehnsucht einen Mann 

dann und wann benebeln kann.

 





Käpten Kleins Klosterpein

 

Käpten Klein war ungehalten,

auf der Stirn zwei tiefe Falten,

war er doch oh jemine

schon zwei Tage nicht auf See.

Ohne Wasser unterm Kiel

bot das Leben ihm nicht viel;

das war nicht sein Lebenszweck,

Frieden fand er nur auf Deck.

War zu lange er an Land

ging er auf und ab am Strand –

trocken war nicht nur die Kehle,

sondern auch die Seemannsseele.


Grund für seinen schweren Gang

war der hohe Wellengang,

und der Wind aus Südsüdwest

gab dem Käpten fast den Rest.

Sieben Tage soll es stürmen

und noch höh‘re Wellen türmen.

Muss ich lang hier vegetieren,

kann für nichts ich garantieren, 

dachte er und ging landein

in die nächste Kneipe rein.

Wollt‘ die See nicht gnädig sein,

täte dies dann schon der Wein.

 

Doch das Schicksal regte sich, 

sass er nämlich so am Tisch,

sah er an der Wand ein Poster

drauf ein Bild von einem Kloster,

drunter stand: Wer Frieden will,

kommt ins Kloster „So-Gott-will“.

Käpten Klein – ein Mann der Tat

und geübt im Zölibat

dachte: Ein paar Ruhetage,

lindern meine schlimme Lage,

sagte nicht ein einz‘ges Wort

und verliess den Hafenort.

 

In der Abtei angekommen

sagte unvoreingenommen

Käpten Klein, er sei zurzeit

etwas müde und bereit,

eine Kutte anzuziehen

und die Zelle zu beziehen, 

dann dem Schlaf sich hinzugeben,

Ordnung sei das halbe Leben.

„Ist das Essen dann gerichtet,

sei mir früh genug berichtet;

hätte gerne auf dem Tisch

einen frischen schönen Fisch.“

 

Doch der Chefmönch sprach zu ihm:

„Bruder Klein, wir sind ein Team,

hier im Kloster So-Gott-will

macht nicht jeder, was er will.

Hier gilt Stille, Arbeit, Andacht,

nicht die fein frisierte Haartracht.

Willst du essen, musst ab nun

du was für den Orden tun.

Da du gerne Fische isst

und ein guter Fischer bist,

sollst heute du auf Gottes Erden

Leiter unsrer Fischzucht werden.“

 

Käpten Klein war still geworden,

fragte sich, in welchen Orden

er zum Teufel war geraten –

in den Klub der Landpiraten?

Nun begann der Abt zu toben,

dass die Funken nur so flogen:

„Mach nicht gleich die Luken dicht,

denn getrödelt wird hier nicht!“

Plötzlich schwang der Mann die Knute

schrie ihn an, wenn er nicht spute,

lande er im Klosterteiche 

abgewrackt zu einer Leiche.

 

Und als dieser plötzlich klingelt,

ist der Käpten schon umzingelt.

Zombiemönche packen ihn,

schleifen ihn zum Fischteich hin,

heben ihre Metzgermesser, 

Käpten Klein wird immer blässer.

Doch in diesem Augenblick

hört er hinter sich ein „Klick“:

Eine Frau im Monokini,

sozusagen noch ein Teenie,

hatte eilig und verdrossen

ihren Sonnenschirm geschlossen.

 

Käpten Klein mit Sonnenbrand

hob mit grossem Kraftaufwand

seinen Kopf und sah sich um:

nichts als Sand um ihn herum!

Keine Zombies, auch kein Abt,

niemand, der gleich überschnappt.

Nur der Himmel zürnte fest,

und der Wind aus Südsüdwest

brachte Blitze, Donner, Regen –

für den Käpten war‘s ein Segen.

Und er glaubte selbst es kaum:

alles nur ein böser Traum!



 


Abdrift

 

Wie so oft schlief Käpten Klein

unter schönstem Sonnenschein

schnarchend auf dem Achterdeck,

– auf dem Bauch ein Vogeldreck –

nicht bemerkend, wie der Wind

stärker wurde sehr geschwind.

Ungefähr nach einer Stund‘

riss der Anker aus dem Grund,

und so trieb das Schiff in Ruh‘

langsam auf das Ufer zu.

 

Käpten Klein auch dann noch schlief,

als das Boot auf Sand auflief.

Erst als dieses heftig wippte

und den Mann nach Backbord kippte,

war der Träumer endlich wach

und verwünschte hundertfach

jene schöne Meerjungfrau,

die im Traum ihn bauernschlau

in das tiefe Wasser lockte

und sein Schamgefühl entblockte.

 

Käpten Klein sprang rasch vom Schiff,

und in Kürze er begriff,

dass der tonnenschwere Kutter

eingerammt war wie in Butter.

Wie im Leben es so tut:

Nach der Ebbe kommt die Flut,

doch Geduld war angebracht,

nämlich erst um Mitternacht,

machte stur der Meeresgott

seinen Kutter wieder flott.

 




Frau über Bord

 

Meistens fuhr ja Käpten Klein

auf das Meer hinaus allein,

doch an jenem schönen Tag,

als die See ganz ruhig lag,

hatte zwecks Kontaktaufnahme

er an Bord ‘ne hübsche Dame.

Diese schlürfte im Bikini

ohne Unterbruch Martini,

während Käpten Klein bislang

steuernd seine Lieder sang.

Als er mal nach achtern schaute

seinen Augen er nicht traute:

Wo die Schönheit sich befand

nur die leere Flasche stand,

dementgegen in der Weite

diese um ihr Leben fighte.

 

Rasch der Seemann sich besann,

wie man schnellstens helfen kann.

Tat er nichts, dann war es Mord,

doch der Notfall „Frau über Bord“;

war bisher nicht vorgesehen,

konnte also nicht geschehen.

Trotzdem war es jetzt passiert.

Dafür war er nicht trainiert.


Käpten Klein kurz irritiert,

keinesfalls jedoch borniert,

riss den Fischerkahn herum,

drückte fast den Joystick krumm.

Wo zum Henker, dachte er,

kommt wohl diese Regel her; 

sie entspricht demselben Wahn

wie dem Geist der Taliban.

Dann fuhr er wie Null-null-sieben,

dass die Wellen nur so stieben

auf die blonde Dame zu,

zog die junge Frau im Nu

aus dem dunklen, kühlen Wasser

wurde sie doch immer blasser.

 

Leider war das Date missglückt,

und der Käpten sehr bedrückt,

weil der Frau, die ihm gefiel,

diese Sache sehr missfiel,

sagte sie auf Sea-TV.

Niemals wieder werde sie,

eine Schiffahrt unternehmen,

war noch weiter zu vernehmen.

 

Und des Käptens Schwärmerei?

War nach Tagen schon vorbei,

weil er nämlich darauf stiess,

dass ihr Freund Martini hiess ...              

 




Des Fischers Philosophie

 

Wenn es stürmte hie und da,

war der Tod ihm oft sehr nah,

denn kein Schiff, so gut’s auch war,

galt für ihn als unsinkbar.

 

So sinnierte Käpten Klein

über unser aller Sein,

über Tod und über Leben 

und welch‘ Kräfte uns umgeben.

 

Durch das Studium der Natur

fand er ihre Grundstruktur:

dass der Mensch in jedem Fall

sowohl Mensch ist als auch All, 

denn auch jeder Meeresfisch

trägt zugleich das Meer in sich.





Seemannsgarn

 

Gut gelaunt zog Käpten Klein

seine vollen Netze ein,

sang ein Lied von Freddy Quinn

mit dem Titel Irish Inn.

Plötzlich glaubte er zu träumen,

als die See begann zu schäumen

und ein dunkler Berg sich hob,

der sich an die Bordwand schob,

schwarz, bedrohlich und aus Stahl:

s’war ein U-Boot und kein Wal,

über hundert Meter lang!

Käpten Klein war etwas bang.

 

Da öffnet‘ sich ein Aussenschott

auf dem submarinen Pott,

und ein Mann in Weiss gedresst

salutierte leicht gestresst,

„Bien bonjour, cher Capitaine,

schön, ihr Schiff voll Fisch zu sehn“,

sagte er mit roten Wangen,

Fisch sei just ihm ausgegangen.

„Könnte ich den Fang erstehen?

Bin sonst foutu – Sie verstehen,

zahle bar und nicht zu knapp,

wenn Sie wollen auch vorab.“

 

„Aye, mein lieber Küchenchef,

machen wir die Sache, bref!“,

rief der Käpten, und im Nu

fügte er den Preis hinzu.

Beide waren rasch sich einig,

und der Koch befahl breitbeinig

„Auf geht’s, holt die Ladung Fisch, 

dann gibts Fisch heut‘ auf den Tisch!

Eine Horde von Matrosen,

alles Männer und Franzosen,

setzten über auf den Kutter,

holten sich das frische Futter.

 

Als die Arbeit war getan,

rief der U-Boot-Koch spontan:

„Merci bien, mon Capitaine,

hoffe auf ein Wiedersehn!“

Man(n) zog rasch die Leinen ein,

dies auch seitens Käpten Klein,

der dann winkend sich entfernte

in der Tasche reiche Ernte.

 

Doch das war noch nicht das Ende,

denn das Ganze nahm ‘ne Wende,

als mit Schrecken er mitsah,

was in nächster Näh‘ geschah:

Zwölf Tentakel oder mehr

kamen plötzlich aus dem Meer,

schlangen um das U-Boot sich,

zogen dieses allmählich

in Poseidons finstre Welt,

wo kein Sonnenstrahl einfällt.

 

Käpten Klein stand starr am Steuer

sah die Meeresungeheuer,

wie sie sich am Schiff festsogen

und auch ihn hinunterzogen.

Doch da kam ihm die Idee,

wie dem Unheil er entgeh,

denn er machte keinen Fang,

wenn er Heinos Lieder sang!

Also sang er in Exzess

Heinos Schlange von Loch Ness,

was die Viecher derart schockte,

dass der Angriff sofort blockte.

 

Und so kamen Mann und Maus

froh und unversehrt nach Haus,

auf dass diese Aventüre

nun die ganze Welt erfüre!






Das Krokodil

 

Schon als Kind war Käpten Klein

oft und gerne ganz allein,

und auch jetzt als alter Herr

fuhr er gern allein aufs Meer.

Oftmals nicht, um Fisch zu fangen,

sondern um herumzuhangen

und den Fischen zuzusehen,

wie sie ihre Runden drehen.

 

Eines Tages, als er da

durch das Fernrohr guckte, sah

er ein langes grünes Tier.

„Ha“, rief er, „das schnapp ich mir!“

 

Ohne Zögern und im Nu

fuhr er auf die Bestie zu,

machte längsseits Halt und zerrte

mit Bedacht und doch mit Härte

das Reptil ins Boot hinein.

Dann fuhr unser Käpten Klein

trotz geringem Pegelstand

rasch in Richtung Badestrand,

wo zwei Kinder umherliefen

und synchron hinüberriefen:

„Dieses Tierchen hat geschwind,

weggeblasen uns der Wind!“

 

Käpten Klein mit starker Hand

warf das Gummitier an Land,

setzte Kurs und hing ans Steuer:

auf zum nächsten Abenteuer!

 





Käpten Kleins Fischabgang

 

Käpten Klein, der harte Seemann,

konsterniert sich jüngst besann,

dass es so nicht weiterging,

da er kaum noch Fische fing,

weil das Meer ist überfischt.

Zu viel Fisch wird aufgetischt,

auch in Fischmehl umgewandelt

und mit Giften oft behandelt.

 

„Kann das nicht mehr mitansehn,

nun muss endlich etwas gehn,

fertig mit dem Fischefangen!“,

sagte er mit roten Wangen.

„Jetzt gibt’s nur noch einen Fisch

jede Woche auf den Tisch“,

schwor der Käpten feierlich,

aber etwas weinerlich,

da er täglich Fisch verzehrte,

weil er Fleisch nicht so begehrte,

was den Menüplan erschwerte.

 

Dann sanierte er sein Schiff,

gab ihm einen neuen Schliff,

setzte Stühle drauf und Bänke,

holte Sandwiches und Getränke,

fuhr mit Gästen raus aufs Meer,

und erzählte dort nunmehr,

wie die Fischerei grassiere

und die Tierwelt ausradiere.

„So brutal sind die Rückgänge 

dass die Hälfte aller Fänge

aus den Zuchtkulturen kommen,

welche ganz genau genommen,

grosse Mengen Fisch zerreiben,*

um die Fischzucht zu betreiben.

Wenn die Seewelt soll gesunden“,

sagte er ganz unumwunden,

„muss auf Fisch man mehr verzichten,

Schutzgebiete rasch errichten

und die Fischfangflotten lichten!“

* Etwa ein Viertel aller weltweit im Meer gefangenen Fische
enden als Fischmehl.